4.11. Die "Catlins" - der südlichste Punkt

23.7.2014

… Umso besser geht es mir, als ich das verkehrsreiche Invercargill auf einer schnurgeraden allmählich vereinsamenden Landstraße Richtung Südosten verlasse. Es wird immer ruhiger, aber landschaftlich tut sich hier leider auch nicht viel, aber nach ein paar Stunden sind die ersten Erhebungen der Catlins bereits zu sehen. Ansonsten ist es hier nämlich flach wie ein Pfannkuchen.
Allerdings ist auch die Straße nicht mehr das, was sie mal war. Erst wird der Asphalt rauer, dann kommen echte Pistenabschnitte, die mit „dirt road“ (Dreck(s)straße) eine passende Umschreibung haben. Das Gefährliche ist nach all den Bitumenkilometern, diese Teile zu unterschätzen. Bei zu hoher Geschwindigkeit beim Bergabfahren kommt man schnell ins Schlingern und beim Bergauffahren gibt es immer wieder so ein mulmiges Gefühl wenn das Hinterrad beginnt durchzudrehen und das Vorderrad gerade zwischen zwei großen Kieseln durch soll.
Aber nach einigen Minuten auf dem ungewohnten Untergrund fühle ich mich dann doch irgendwie wieder zu Hause. Für irgendwas müssen die Tausende von Pistenkilometern, die ich in Chile und sonstwo geschrubbt habe, ja gut gewesen sein.
In den Catlins komme ich abends noch nach „Curio Bay“. Die Stelle ist mir von mehreren Reisenden, die mir in den letzten Wochen entgegenkamen empfohlen worden, da man dort Delphine, Seelöwen und Gelbaugenpinguine beobachten könne. Ich nehme es gleich vorweg: nichts dergleichen habe ich zu Gesicht bekommen, aber trotzdem ist es landschaftlich eine besondere Stelle, da sich an einem felsigen Vorsprung auf einer Seite ein herrlicher langgezogener Sandstrand und auf der anderen ein kantiges steinernes Plateau mit teilweise fossilen Urwaldresten, das bei Flut fast ganz überspült wird, gebildet.
Genau dazwischen befindet sich der etwas schlicht ausgestattete Campingplatz inmitten einer riesigen Flaxfläche, wobei kleine Buchten für die einzelnen Stellplätze gerodet und mit Gras bepflanzt wurden. (Zum neuseeländischen Flax: http://en.wikipedia.org/wiki/Flax_in_New_Zealand )
Als ich am nächsten Tag aufbreche versuche ich früh am morgen noch mal mein Glück am Pinguinplateau und glaube auch einen aus der Ferne auszumachen. Aber sicher bin ich mir nicht und ein näheres Heranpirschen ist wegen einer lose ausgelegten roten Begrenzungsschnur, die als Grenze für die Beobachter dient, nicht möglich. Nun ja, auf den ausgestellten Informationstafeln lerne ich zumindest, dass Gelbaugenpinguine eher Einzelgänger sind, in dieser Jahreszeit gerade bei der Aufzucht der Jungen sind und sich vor allem im Buschwerk hinter dem Strand verbergen. Das erklärt dann schon mal etwas ihre Unsichtbarkeit.
Einen Morgen später, nach der Besichtigung eines hübschen, idyllisch gelegenen Wasserfalls sehe ich auf dem Weg zum Leuchtturm von „Nuggett Point“ dann doch erst einen Pinguin am Strand, dann noch zwei Seelöwenkolonien. Letztere allerdings aus etwa 200 Meter Höhe.
Aber auch ohne all das „Wildlife“ sind die Catlins eine sehr abwechslungsreiche Region, da hinter jedem Hügel eine völlig neue Landschaft zu warten scheint. Leider führt die Straße nur zu einem winzigen Teil an der Küste entlang, wenngleich es einige kleine Stichstraßen gibt, die einen zu einzelnen Punkten am Meer führen. Als Radler ist man hier dann wieder im Entscheidungsstress, ob sich die zehn Kilometer, die man ja auch wieder zurückmuss, am Ende lohnen oder nicht. Ich bevorzuge solche „Dead End Road“ abends, wenn ich weiß, das man dort zelten oder sonstwie übernachten kann. Und leider gerate ich auch leicht in Eile, da ich noch weit von Christchurch weg bin und mein Flugticket für Mitte April bereits gebucht ist und zwar genau für den Tag, an dem meine 90 Tage Aufenthaltsgenehmigung hier auslaufen. Ich kann also nicht mehr verlängern.