4.3. Die Begegnung in Opononi

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Am nächsten Morgen mache ich mich über die Berge auf nach
"Broadwood" und "Kohukohu" am "Hokianga Harbor", einem tief eingeschnittenen Fjord, den man von Land aus mehr an seinen Mangovenrändern, als an seinem Wasser erkennt. Die Fähre nach Rawene stellt eine wilkommene Unterbrechung des ständigen Strampelns dar und nach weiteren zwanzig Kilometern erreiche ich Opononi. Nach dem Shop steuere ich sofort den Campsite an und bekomme zu meinem Zeltplatz auch eine Ziege, die in unmittelbarer Nähe meines Zeltes ihr Gras frißt und mich jedesmal erstaunlich kühl ansieht, wenn ich an ihr vorbei muß.
In der Küche begegne ich neben einem älteren holländischen und einem jungen übercoolen finnischen, auch einem "Kiwi"-Paar. Fiona und Pete sind sehr neugierig, was meine Radreise betrifft und erst wesentlich später erfahre ich, daß Fiona vor knapp fünf Jahren den Ironman in Taupo (NZ) erfolgreich bestritten hat und Pete neben seiner Bautätigkeit als Fahrrad- und Outdoorinstructor arbeitet.
Nach zwei Stunden in der Küche werde ich am nächsten Tag zu einem Angelausflug mit ihrem kleinen Boot eingeladen und ich sage nicht nein!
Was für eine gelungene Abwechslung! Auch wenn ich nur drei zu kurze "Baby-Snapper" am Haken habe, die laut Maßband wieder zurück in's Wasser müssen, beschert uns Pete mit seinen schillernden "flashies" an den Haken drei schöne Snapper in ausreichender Größe. Hinterher geht es noch kurz zur "Rockoyster-Ernte" an einen nahegelgenen Felsen. Bei genauem Hinsehen besteht der Fels allerdings nur aus alten Austerschalen und festem Schlamm. Wir meißeln die großen Austern aus dem Gesamtverbund und öffnen sie noch vor Ort. Die Schalen bleiben da und nur die lebenden Teile werden in  einem Plastikbecher gesammelt.
Später auf dem Campsite wasche ich die Austern und würze sie mit Zitrone und Pfeffer, während Pete fachmännisch sechs Snapperfilets aus den drei Fischen tranchiert. Nebenbei erfahre ich, daß sie zu Beginn ihrer Beziehung mehrere Jahre auf verschiedenen Booten auf See gelebt haben. Marcus, ihr Sohn ist auf einer Südseeinsel geboren und hat die ersten Lebensjahre mehr auf dem Wasser als an Land verbracht.

Nach dem Tag im Boot schlagen die beiden mir vor, daß sie mein Gepäck im Auto oder hinten im Boot transportieren können und einer der beiden mich dann auf dem Rad begleiten kann. (Die Räder haben sie zwischen Heck und Boot auch noch dabei.) Gesagt getan! Mit Pete fahre ich die zwei Pässe im "Waipoua Forest" über "Tane Mahuta", wo inmitten des tropischen Djungels der weltgrößte Kauribaum steht. Als wir uns so gegenseitig vor dem monumentalen Stamm fotografieren, posiere ich irgendwann einbeinig auf einem Holzpfosten und rufe Fiona an der Kamera noch zu: "And now on one leg!" (Und nun auf einem Bein!) Etwa zwei Sekunden nach dieser Bemerkung wird mir bewußt, daß ich kurz vorher einen Einbeinigen mit zwei Krücken hier unter den übrigen Besuchern gesehen habe. Und tatsächlich - er steht nur wenige Meter entfernt und schaut mich an. Aber er nimmt es mit Humor und versucht sogar durch eine kurze schnelle Bewegung zu erschrecken, damit ich vom Pfosten falle. Es gelingt ihm zwar nicht, aber wir kommen über diese Peinlichkeit in's Gespräch. Er und seine Frau haben eine Farm in "Double-U Äh", was für Western Australia steht, und machen Urlaub im grünen und relativ kalten Neuseeland. Die beiden sind recht dick angezogen für einen heißen etwas windigen Tropentag mit 24°C und klagen über die Kälte.  Was meine Reiseroute angeht, wird mir schnell klar, daß ich Westaustralien eigentlich als Radfahrer in den nächsten Monaten abhaken kann. Erst recht in der Ost-West Richtung, da es, wie in Patagonien die Westrouten, einen garantierten mehr oder weniger starken Gegenwind zur Folge hat.

 

Fiona löst Pete dann später auf dem Rad ab und mit ihr fahre ich dann zu den "Kai Iwi Lakes" wo wir Abends statt Dusche ein Bad im See nehmen. Das Wetter ist bedeckt, aber schwül warm und ich bin einerseits dankbar für den Gepäcktransport und anderseits für die unglaublich nette Gesellschaft beim Radfahren. Auf der wenig frequentierten Straße fahren wir meistens nebeneinander.      
      
Einen später Tag kommen wir nach "Dargarville", wo sich am nächsten Morgen unsere Wege trennen werden, da die zwei dann nach Osten abbiegen müssen, wo Sie noch den letzten Schliff in ein Haus bringen müssen, daß in zwei Wochen versteigert werden soll, und ich mich auf einer Route nach Süden orientiere, die man nur zu Fuß oder mit dem Rad einschlagen kann. Es steht nämlich wieder mal eine Fährfahrt an.
Die ist diesmal allerdings etwas speziell. Es beginnt schon damit, daß das Boot nur nach telefonischer Bestellung fährt. Außerdem ist es abhängig von den Gezeiten, wann angelegt werden kann, da es einfach mit dem Kiel auf den Strand oder an eine besonders geformte Felskante fährt und dann eine etwa zweieinhalb Meter hohe Leiter vom Bug herabläßt über die dann die Personen, das Gepäck und natürlich auch mein Rad den Weg auf's Schiff finden müssen.
Die Gezeiten erzwingen eine Abfahrt vor 11:30 Uhr, und da ich noch siebzig Kilometer vom Ableger entfernt bin, heißt es früh aufstehen. Ich Starte gegen 6:30 Uhr und mache mich auf eine Mammutetappe mit wenigen Pausen gefasst. Bei einem Schnitt von 15km/h sollte das dann in fünf Stunden zu schaffen sein. Ich weiß durch mein Radwegebuch, daß keine größeren Steigungen anstehen, sondern nur ein wenig Schotterpiste gegen Ende. Dieses Ende setzt leider bedeutend früher ein als ich es erwartet habe, nämlich schon nach vierzig Kilometern. Da ich allerdings vorher nur so durch die Morgenröte dahingeflogen bin, habe ich noch knapp drei Stunden für die letzten dreißig. Und tatsächlich, ich bin pünktich am Felsen, aber das Boot hat eine halbe Stunde Verspätung, wie ich auf meiner Mailbox höre. Nun gut, scheinbar läßt die Tide ja doch noch etwas Spielraum.
Ich mache noch einen kleinen Spaziergang durch "Pouto Point" und erkundige mich nach dem historischen Leuchtturm, von dem ich gelesen habe. Ein netter Herr bietet mir nach einem kurzen Gespräch über Radfahren und Triathlon, er selbst ist Triathlet, an, mich mit seinem Quad dorthin zu fahren, da es etwa sieben Kilometer über den Strand sind. Er versteht schnell, daß ich sein tolles Angebot ausschlagen muß, da ich in einigen Minuten die Verabredung mit der Fähre habe. Schade!
Als das Boot dann am Felsen anlegt, erwarte ich daß erstmal die Personen von Bord gehen, die noch auf dem Schiff sind. Man signalisiert mir allerdings, ich solle meinen Krempel schnell an den Felsen bringen, denn die Flut wäre schon ziemlich hoch. So schleppe ich dann alle meine Taschen und das Rad durch die Hüfthohe Brandung zum Felsen und wundere mich immer noch als ich schon an Bord bin, warum keiner der etwa zehn Personen das Boot verlassen hat. Die Erklärung folgt auf dem Fuße. Es ist eine Trauergesellschaft. Sie haben gerade ihren Ehemann/Vater auf See bestattet, weswegen es auch zu der Verspätung kam. Der Verstorbene war übrigens ein Deutscher, der mit einer Neuseeländerin verheiratet war und ihre Kinder sind allesamt aus Asien adoptiert. Die Witwe kommt selbst, um mich über die Umstände zu unterrichten. Ich hatte allerdings vorher schon mit dem Fahrer und Organisator der Zeremonie gesprochen und wußte Bescheid.      
Eine spezielle Fährfahrt in Andacht an einen Menschen, den ich nicht kannte, bei sonnigem Wetter in unglaublich naturbelassener Umgebung endet dann damit, daß erst die Trauernden das Boot verlassen und ich dann eine Stunde und einen Hafen später.  

 

 

Am "Hokianga Harbor"
Am "Hokianga Harbor"
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... Fähre nach "Rawene"
... Fähre nach "Rawene"
manifestierte Langeweile
manifestierte Langeweile
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"Rawene"
"Rawene"
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... (Glockenturm im Vogelhäuschendesign!)
... (Glockenturm im Vogelhäuschendesign!)
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Zu Wasser lassen
Zu Wasser lassen
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Pete und Fiona von hinten
Pete und Fiona von hinten
... und von vorne
... und von vorne
Die drei Snapper
Die drei Snapper
Trick #1 (Die beiden Kugeln liegen etwa sechs Meter voneinander entfernt)
Trick #1 (Die beiden Kugeln liegen etwa sechs Meter voneinander entfernt)
Trick#2
Trick#2
Trick#3
Trick#3
Alpacas
Alpacas
Blick vom "Signal Hill" - Arai Te Uru
Blick vom "Signal Hill" - Arai Te Uru
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toi toi
toi toi
Flaxspitze
Flaxspitze
windige Balance
windige Balance
Fiona und ich
Fiona und ich
Pete
Pete
"Tane Mahuta" - der weltgrößte Kauribaum (Ich stehe etwa zehn Meter vor dem Stamm)
"Tane Mahuta" - der weltgrößte Kauribaum (Ich stehe etwa zehn Meter vor dem Stamm)
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Eine Maori Kirche
Eine Maori Kirche
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Farmer's Market in Dargarville (Fiona am Seifenstand)
Farmer's Market in Dargarville (Fiona am Seifenstand)
Dargarville
Dargarville
Unsere Gemüsepfanne mit Wurst (das lilafarbene ist eine Art Wildkartoffel)
Unsere Gemüsepfanne mit Wurst (das lilafarbene ist eine Art Wildkartoffel)
letzter Abend in Dargarville
letzter Abend in Dargarville
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Einer der berüchtigten "Log Trucks"
Einer der berüchtigten "Log Trucks"
Die Brücke von Dargarville im Morgengrauen
Die Brücke von Dargarville im Morgengrauen
Auf dem Weg nach "Pouto Point"
Auf dem Weg nach "Pouto Point"
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Pferdebad im Meer
Pferdebad im Meer
Die "Fähre"
Die "Fähre"
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Die Trauergesellschaft geht von Bord
Die Trauergesellschaft geht von Bord
"White Fronted Terns"
"White Fronted Terns"
Das Heck
Das Heck
Der Bug
Der Bug
Ich gehe in von Bord
Ich gehe in von Bord
"Helensville"
"Helensville"
Blick auf den "Kopianga Harbor"
Blick auf den "Kopianga Harbor"

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Kommentare: 2
  • #1

    Ulla (Montag, 17 März 2014 12:12)

    Hi Michael, die lange Nacht haben wir hinter uns. War ganz nett, die Stücke gut gelungen, aber ich finde es waren wenig Zuhörer da. Naja, vielleicht sollten wir uns was neues einfallen lassen. Grüße von ganz vielen Lehrern, die da waren. Hilliard ist schon seit 3 Wochen ausverkauft, das steht jetzt an. Bei uns ist es seit 2 Wochen Frühling mit Sonne teils wie im Sommer. Aber heut lässt das gute Wetter nach. Dir wünsche ich eine schöne Zeit.

  • #2

    Colin (Sonntag, 11 Mai 2014 07:41)

    Hallo
    Ich wünsche ihnen noch ganz viel Spaß auf ihrer reise ;)