3.9. Der Ausweg - Argentinien und die Pampa

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Am regnerischen Samstag Morgen, an dem eigentlich die Fähre fahren sollte, laden wir also unsere Räder und die ganzen Taschen in den Kleinbus und lassen uns die fünfzig Kilometer Piste bis zur Grenze kutschieren. Etwa neunzig Minuten später sind wir da und begeben uns erst mal zu den Carabinieri, die hier zu viert in der Grenzstation Dienst tun. Von Julie erfahre ich, daß sie ein 20-tägiges Schichstsystem haben. Also zwanzig Tage Dienst, zwanzig Tage frei. Auch wenn es für uns natürlich unglaublich gut ist, daß die Zöllner hier ihren Job machen - denn ohne Ausreisstempel gibt es hier auch keinen Einreisestempel auf der anderen Seite - frage ich mich doch, warum hier wegen maximal einer handvoll Wanderer und sicherlich noch weniger durchgeknallter Radfahrer täglich, ein derartiger Personalaufwand betrieben wird. Die Frage wird sich mir abends bei der argentinischen Gendarmeria erneut stellen. Dort sind sie sogar zu sechst im Niemandsland. Aber die Stimmung scheint jedenfalls gut. Auch wenn die eigentliche Tätigkeit des handschriftlichen Führens eines großen Buchregisters mit Name, Vorname, Geburtsdatum, Nationalität, Passnummer sowie Familienstand und Beruf mit einem gewissen Bierernst betrieben wird. Ein PC verstaubt übrigens in der hintersten Ecke der akurat aufgeräumten Schreibtischplatte.
Nach einer Unterschrift des Reisenden in der äußersten rechten Spalte des Registers wird der Pass gestempelt und noch handschriftlich das Datum dazugeschrieben, da hier noch die alten Exemplare ohne Datumsangabe verwendet werden.
Interessanterweise kann man bei dieser Prozedur gut sehen wer hier noch so durch kam, da man ja auch die über einem stehenden Namen im Buch lesen kann. Soviel zu Thema Datenschutz. Und was passiert eigentlich mit den Büchern? Werden die irgendwann nochmal digitalisiert oder gibt es hier dann schriftliche Anfragen, die womöglich noch mit der Schreibmaschine, die auf dem anderen Tisch im Raum thront, beantwortet werden? Eigentlich ein Wunder, daß wir in diesem Land nicht für ein Visum bezahlen müssen. Die Dienstleistung und die Personaldichte selbst an so einer "grünen" Grenze würden es jedenfalls rechtfertigen.

Aber erst mal zu unserer "Heldentat". Nach dem Stempelritual verabschieden wir unsere beiden Chauffeure und bepacken unsere Räder. Dabei müssen wir uns gegenseitig helfen, um nicht vom Wind weggeblasen zu werden. Der Regen hat mittlerweile übrigens vollständig aufgehört und es kündigt sich über uns sogar ein blaues Loch in der Wolkendecke an. Das ist ja schon mal ein gutes Zeichen. Dafür ist der Wind allerdings unerbittlich. Nur gut, daß wir nach den ersten zwei Bachfurten in eine leicht bewaldete Gegend kommen. Zuerst dringen wir in eine "Estancia", so heißen hier die Höfe, ein. Der Bauer lässt sich nicht blicken, dafür sind seine Hunde umso präsenter. Sie laufen um uns rum, bellen uns an, aber halten Abstand. Ohne auf sie einzugehen bahnen wir uns den Weg über das Grundstück bis zum nächsten Tor. Danach müssen wir weiter am Zaun entlang bis ein anderer Zaun abzweigt. Dort hätten wir jetzt eigentlich ein weiteres Tor erwartet, aber es sieht so aus, als müssten wir unseren ganzen Krempel über den Zaun hieven. Diese Prozedur des Ab- und wieder Aufpackens wird uns in den nächsten Stunden noch einige Male beschäftigen, denn es geht munter so steile Böschungen rauf, daß man die Räder auch zu zweit oder zu dritt nicht dort hochschieben könnte. Später gibt es dann aber Abschnitte wo wir diese Technik anwenden können. Eine andere ungewohnte Behinderung bildet das Buschwerk zu beiden Seiten des Reitpfads. Währen die Tiere doch nur ein bißchen breiter untenrum, dann kämen wir mit unseren Packtaschen da auch locker durch. So ist es leider eine Qual. Die Büsche sind hüfthoch, oft dornig und durch die rauhe Umgebung äußerst widerspenstig und robust. Unsere Ortliebtaschen sind da allerdings noch anderes gewohnt und deshalb sind wir auch nicht zimperlich, wenn es darum geht uns durch's Gestrüpp zu quetschen.
Irgendwann nach etwa zwei Stunden erreichen wir die Hängebrücke. Brian beginnt gleich mit der größten Herausforderung, dem Fahrradtransport. Er stellt es hoch auf's Hinterrad und schiebt es mit den Händen aoben am Lenker und den Oberschenkeln am Sattel Sprosse für Sprosse erst die Hängebrücke runter bis zur Mitte und dann, was erheblich schwerer fällt und länger dauert, wieder Sprosse für Sprosse auf der anderen Seite wieder rauf. In der Mitte, wo die Brücke dann auch "schön" schaukelt, kommen dann noch heftige Windböen von der Bergseite herabgerauscht. Flora und ich beginnen mit einem Teil des Gepäcks. Wir wollen erst mal sehen wie die Brücke reagiert. Unten am Boden ist sie etwa dreißig Zentimeter oder gut zwei Füße breit. Die Geländer aus Drahtseil Holzsprossen haben dann etwa in Höhe der Taille einen Abstand von etwa sechzig Zentimetern. Durch diesen V-förmigen Kanal wuchten wir also unser Hab und Gut und es gelingt. Jeder geht genau drei mal, und nichts fällt in's Wasser.

Später erfahren wir, daß jemand hier sein Fahrrad verloren hat. Da er es über'm Kopf über die Brücke tragen wollte, war es leichte Beute für den Wind. Eine kräftige Böe und man muß sich erst mal selbst festhalten. Wer da beide Hände für ein Fahrrad braucht, daß sich über einem in der Luft befindet, hat schnell verloren. Ich stelle mir die Situation vor, wie man sein Rad in einem rauschenden Gletscherfluß davonschwimmen sieht und dann mit all seinem Gepäck kilometerweit entfernt von der nächsten Straße in der Wildnis steht. Das wünscht man wirklichem keinem.
Eine andere Gruppe hatte wohl vergessen sich den chilenischen Ausreisestempel geben zu lassen. Die mussten dann alles noch mal zurück. Als Trost durften sie ihr Gepäck an der argentinischen Seite lassen. Dann dauert es nur etwa drei bis vier Stunden pro Weg.
Nun ja, nach der Brücke machen wir erst mal Mittagspause. Als wir weiter wollen, habe ich unerklärlicherweise einen Platten am Vorderrad. Die zehn Minuten haben wir natürlich auch noch, aber gerade an so einem Tag kann man sowas eigentlich gar nicht brauchen. Ich finde bei dem Wind kein Loch und wechsle einfach den ganzen Schlauch. Natürlich nicht ohne den Mantel vorher von innen gründlich abzutasten.
Weiter geht es eine Steigung hoch und wieder runter und dann auf grobem Kies am Fluß entlang. Dank Brians GPS finden wir den Weg dann recht schnell. Immer häufiger können wir auch mal wieder in die Pedale treten und dann kommt wieder eine Furt. Diesmal ist der Bach tief und der Boden ist voller kleiner Steine. Einige davon haben es auf meine hintere Scheibenbremse abgesehen. Irgendwie haben sie es geschafft, die Klammer, die die beiden Bremsbacken auseinanderhält so zu verbiegen, daß jetzt ein Teil von ihr an meiner Bremsscheibe entlangschrabbt. Bis wir diese Ursache für das merkwürdige laute Rassel-Geräusch an meinem Hinterrad gefunden haben, vergehen mehrere Minuten.

Nicht nur, daß ich entgegen des Rates meines Fahrradhändlers, noch ein paar Bremsbeläge samt Klammer dabeihabe, sondern ich weiß auch sofort in welcher Tasche ich sie finde. Trotzdem, schon die zweite Panne an einem Tag. Das ist ja echt Premiere. Und dabei schiebe und trage ich ja fast mehr, als das ich fahre. 

Kurz vor der argentinischen Gendarmeria haben wir nochmal eine tiefe und lange Furt zu queren. Ich gehe vorneweg und als ich mitten im 50 Zentimeter tiefen Bach stehe löst sich eine der vorderen Taschen. Ich versuche noch sie festzuhalten, aber sie entkommt durch die Mitte des Rahmens. Schnell wuchte ich das Rad ans andere Ufer und sprinte der Tasche am Ufer hinterher. Es klappt! Etwa fünfzehn Meter weiter bachabwärts hüpfe ich wieder in's Wasser und nehme die Tasche in Empfang.
Mein erster Gedanke war:"Dein Schlafsack ist eines der Dinge, auf die du auf keinen Fall verzichten willst." Doch als ich die Tasche öffne - sie war leichtsinnigerweise nicht allzu gut verschlossen - stellt sich heraus, daß sie nur die Regenklamotten und ein paar T-Shirts, Handschuhe und Kleinkram beinhaltet. Außerdem das Necessaire mit Waschzeug etc.. Der Schlafsack ist auf der anderen Seite.
Nach all meinen Pannen erreichen wir die argentinische Grenzstation, holen unseren Stempel ab und beweisen wieder mal viel Geduld. Es muss ja alles seine Ordnung haben. Bevor wir uns verabschieden dürfen wir in der Küche noch unsere Wasserflaschen auffüllen.
Wir radeln noch einige Kilometer bis zur nächsten Furt, nehmen auch diese noch und bauen bald in einem Tal, windgeschützt hinter einem Wäldchen, unsere Zelte auf.
Den ganzen Tag hatten wir das blaue Loch über uns und ringsherum hingen dicke dunkle Wolken in den Berggipfeln. Trotz all dem Sturm scheint sich da oben in den höheren Schichten manchmal recht wenig zu bewegen. Jetzt gegen Abend, wir sind gerade mit Kochen fertig, fallen die ersten Tropfen. Vielmehr schießen sie mehr waagerecht als senkrecht, weshalb wir durch unseren Windschutzwald nicht allzu viel abbekommen. Trotzdem verkriechen wir uns in unsere Kunststoffkokons und schlafen nach dem anstrengenden Tag tief und fest.
Am nächsten Morgen, wir packen gerade unsere Räder, stelle ich fest, daß mein Hinterrad keine Luft mehr hat?! Verflixt! Mittlerweile neige ich zu der Hypothese, daß das Furten der Bäche und Flüsse den Autoventilen Probleme bereitet. Als ich zwei Tage später die beiden Schläuche flicken will, finde ich jedenfalls keine Löcher und früher auf Island, wo das Furten in bestimmten Gegenden ebenfalls eine Alltäglichkeit darstellt, hatte ich mit den französischen Schraubventilen nie Probleme in dieser Hinsicht. Brian, er ist Fahrradmechaniker, weiß sich da auch keinen Rat. Jedenfalls gibt er mir einen Schlauch mit französischem Ventil, da ich keinen geflickten mehr dabei habe und jetzt nicht experimentieren will. Mittlerweile bekomme ich richtig Routine im Plattenflicken und schwupp-di-wupp bin auch ich abfahrbereit.
Nach einigem auf und ab bei noch leicht bewölktem Himmel kommen wir immer mehr von den Bergen in die flache, hügelige Pampa. Es wird trockener, die Flüsse schmutziger und statt Bäumen gibt es allenfalls ein paar kniehohe Sträucher.
Aber dafür kommt der Wind genau von hinten. Und das mit einer Wucht, die uns wie auf einem E-Bike im Nu von Null auf dreißig bis vierzig Stundenkilometern katapultiert. Das wesentlichste Instrument sind auf den endlosen Geradeauspisten der Lenker mit seinen beiden Bremshebeln. Fahren tut das Rad eigentlich von alleine.
Die hundert Kilometer bis zur asphaltierten "Ruta Quarenta" bringen wir, einschließlich der Pausen, in etwa viereinhalb  Stunden hinter uns. Dabei kommen wir an drei Estancias, einer Gruppe von fünf berittenen Gauchos mit Hunden, einigen wilden Pferden und Guanacos und einem Auto, sowie einem LKW vorbei. Schafe stehen überall mal vereinzelt rum. Der Wind rauscht so ungebrochen stark, daß die Pausen fast unangenehmer als das Fahren sind. Und nachdem wir etwa eine Stunde an der Straßenmündung an der "Ruta 40" sitzen, mit dem Vorsatz mit drei Fahrrädern zu trampen und genau drei Autos in unserer Richtung vorbeikommen, mache ich den Vorschlag noch sechs Kilometer bis zum nächsten Haus zu fahren um dort eventuell Informationen über einen Bus oder ähnliches zu finden.
Gesagt getan! Auch der Wind ist nach wie vor unser Freund.
An dem Haus angekommen, treffen wir auf zwei Männer, die auch nicht genau wissen, wann hier ein Bus kommt, aber zumindest können wir unsere Wasserflaschen mal wieder füllen. Außerdem haben wir ihre Zustimmung unsere Zelte im Windschatten der Gebäude aufzubauen, falls wir hier heute nicht mehr wegkommen. Wonach es stark aussieht.
Aber noch werfen wir die Flinte nicht ins Korn. Wir setzen uns wieder an die Straße und harren der Fahrzeuge, die da kommen. Und irgendwann kommt ein Wohnmobil aus der falschen Richtung und hält an. Es steigen fünf Personen aus. Zwei Paare und ein junger Deutscher, der unsere "Paso Rio Mayer"-Route umgekehrt und zu Fuß(!) zurücklegen will. Ich versorge ihn mit den wesentlichen Tipps und warne ihn vor allem wegen der Trockenheit und dem Wind auf den für ihn ersten hundert Kilometern. Ich hoffe es ging gut oder er hat seinen Plan wieder aufgegeben. Flora und Brian unterhalten sich unterdessen mit den anderen, die wohl teils Franzosen und teils Belgier sind. Eine nette Abwechslung mitten in der Steppe.

Als wieder Ruhe eingekehrt ist, beschließen wir einen Kaffee zu kochen. Tony und Betty kämen jetzt gerade recht, denken wir noch. Aber als das Wasser gerade kocht, hält ein Lieferwagen und nimmt uns alle drei mit. Der Haken dabei. Zwei von uns müssen hinten im dunklen Laderaum bei den Fahrrädern und dem Gepäck mitfahren. Da Flora das beste Spanisch spricht und der Fahrer einen sympathischen Eindruck macht, lasse ich mich mit Brian in der dunklen Kabine einschließen. Während Brian sein GPS rausholt und die Route verfolgt, spähe ich durch ein winzig kleines Bohrloch, daß oberhalb der Fahrerkabine nach vorne gerichtet ist und kann so etwas von der Straße und ihren Rändern erhaschen. Es ist allerdings eher eintönig, um nicht zu sagen langweilig. Aber als dann der Straßenbelag endet und wir über eine Wellblechpiste rumpeln, wird die Benutzung dieses Spions sowieso unmöglich.

Es ist ein seltsames Gefühl in so einem fast völlig abgedunkelten Raum transportiert zu werden. Ich muß unweigerlich an die jüngsten Methoden der Polizei von Santiago denken, die bei Demonstrationen verhaftete Personen stundenlang in verdunkelten Lieferwagen durch die ganze Stadt fahren um sie irgendwann rauszulassen und ihnen noch eine Tracht Prügel zu verpassen. Mit dem Hintergrund von 1973, wo die Transporte nicht irgendwo hingingen, sondern ins "Estadio Nacional" und auf die Delinquenten auch keine Tracht Prügel, sondern der Tod durch Erschießen wartete, ist das eine zutiefst widerliche und geschmacklose Prozedur für deren Einsatz eigentlich die sprichwörtlichen "Köpfe" in der Polizeiführung rollen sollten. 

Nach einer guten Stunde lädt uns der Lieferwagen in einer Stadt mit dem klangvollen Namen "Gobernador Gregores" ab. (In Argentinien heißen viele Städte nach historischen Persönlichkeiten, wobei die Titel wie "Gobernador"(Gouverneur) oder "Commandante" (Kommandant), ja manchmal sogar "Ingeniero" (Ingenieur) einfach mit übernommen werden.) Es stellt sich allerfdings bald heraus, daß sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen und das liegt nicht nur daran, daß wir an einem Sonntag ankommen. Am Montag fährt nämlich von hier überhaupt kein Bus - nach nirgendwo. Aber am Dienstag gegen 15:00 Uhr gäbe es eine Möglichkeit nach "El Calafate" zu kommen. Nun gut, wir sind immerhin in einem Ort. Es gibt mehrere Läden, die in Argentinien übrigens besser, oder vielmehr anders sortiert sind als in Chile. Die Produke sind grundverschieden von den chilenischen, außer natürlich den üblichen "global players", die hier genauso zu finden sind wie bei uns und wahrscheinlich fast überall auf der Welt.

Das Internet des Ortes läuft mangels Kabelverbindung über Satellit und ist entsprechend langsam. WiFi gibt es garnicht, aber zwei Internetcafes mit uralten Rechnern, die allerdings kaum für das Geschwindigkeitsproblem verantwortlich sein können. Ich gebe "gmail" ins Suchfeld ein und es dauert geschlagene drei Minuten bis sich die Eregbnisseite öffnet. Ich klicke auf "login" und warte nochmal drei Minuten bis sich die Gmailseite öffnet. Bei diesem Tempo würde das Abrufen der eMails ja schon mehrere Stunden dauern. Ich breche ab und kann kaum glauben, daß es in der ganzen Stadt so langsam ist. Aber alle die wir fragen bestätigen das Problem. In der Touristinformation, die mit eher ahnungslosem Personal besetzt ist, gibt es gar kein Internet. Nicht mal für die Mitarbeiter. Als wir fragen wann die Busse fahren, müssen sie passen, aber sie erklären uns gerne, wo wir fragen können. Dabei zeigt eine der jungen Damen mit dem Finger auf dem Stadtplan den Weg entlang der Gitterstruktur, wobei sie jeden Block wie bei einem Brettspiel mit dem FInger abzählt: "Eins, zwei, drei, vier Blöcke nach da und dann eins, zwei, drei nach dort. Dort ist dann links die Kirche mit dem Kreuz und allem und dann gegenüber ist das Büro von Tacsa, der Busgesellschaft, gleich neben der Autowerkstatt." Statt das Ziel mit Hilfe eines Stiftes zu markieren, ritzt sie mit dem Fingernagel kleine Kreuze ins Papier.

An diesem Ort hilft nur Geduld. Immerhin gibt es einen kostenlosen kommunalen Campingplatz, der sogar warme Duschen hat und als Highlight finden wir sogar noch eine syrische Panaderia, die wirklich außergewöhnliche Gebäckkreationen führt. Trotzdem versuchen wir am Montag Mittag noch mal unser Glück mit trampen. Bei mörderischem Gegenwind kämpfen wir uns einige Kilometer aus der Stadt bis zu der Stelle, wo die "Ruta 40" vorbeiläuft. In der Nähe gibt es eine Abzweigung, die an die etwa zweihundert Kilometer entfernte Atlantikküste führt und es stellt sich heraus, daß während den drei Stunden, die wir hier sitzen genau ein Auto in unsere Richtung fährt, das Platz hätte uns mitzunehmen, und das hat sich auch verirrt und kommt nach zehn Minuten wieder zurück und nimmt den anderen Weg.
Als es auch mit Kaffeekochen nicht klappt beschließen wir nachdem wir ausgetrunken haben, zum Zeltplatz zurückzufahren und morgen den Bus zu nehmen.

Die große Überraschung kommt am späten Nachmittag. Tony und Betty treffen mit ihrem IVECO auf dem Campsite ein und nach dem Austausch der Geschichten der letzten Tage bieten sie uns an, uns am nächsten Morgen die dreihundertundnochwas Kilometer nach "El Calafate" mitzunehmen, falls wir all unser Zeug in und auf's Fahrzeug bekommen würden.

Wir schlagen natürlich zu und montieren abends noch von Brians und meinem Rad die Pedale ab und stellen die Lenker quer. Floras Drahtesel ist ein wahres Leichtgewicht und kommt hinten ans Heck auf den Reservereifen. Irgendwie schaffen wir es dann wirklich am nächsten Morgen all unsere Sachen in dem kleinen Mobil unterzubringen und uns selbst zum Schluß noch oben drauf zu platzieren.
Da es hinten keine Fenster gibt sehen wir nicht viel von der Gegend. Ich habe noch Glück, da ich direkt hinter Tony und Betty sitze. Wenn ich mich etwas in die Liegeposition begebe, sehe ich sogar nach vorne etwas durch die Windschutzscheibe. Die Landschaft ist weit, trocken und die vorherrschenden Farbtöne sind das helle Beige der Pampa, das Blau-Weiß des Himmels und die türkisfarbenen Farbtupfer zwei großer Seen in der Ferne.
Am Wegesrand sind jede Menge Guanacos, eine wilde Lamaart, die nicht mehr gejagt werden darf und gern in kleinen Herden durch die weiten der Pampa streift. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sie mit ihren eleganten Sprüngen die Weidezäune mit Leichtigkeit überqueren. Gegenüber den Alpacas haben sie ein kürzeres Fell und eine athletischere Art sich zu bewegen und ihr Kopf gleicht stark dem der Kängurus. Später werde ich noch in Gegenden kommen, in denen sie weniger scheu sind als hier.

Bei einer Pause terffen wir Armin, den deutschen Radler von der Fähre wieder, der mittlerweile mit zwei Amerikanerinnen unterwegs ist. Sie haben einen kräftigen Seitenwind. Es läßt sich aber fahren.

Von "El Calafate" aus, nehmen wir am nächsten Tag den Bus zum 80 Kilometer entfernten "Perito Moreno"-Gletscher. Der Gletscher an sich ist eigentlich sehr interessant geformt, da er in einen See kalbt, die Spitze der Zunge aber auf einer Halbinsel auf der anderen Seeseite aufliegt. Er teilt also den See in zwei Teile und die Besucher, die sich hier natürlich in Scharen tummeln, wandern auf dieser Halbinsel auf Stegen aus Metall und schauen von oben auf die gigantische Eiszunge. Ab und zu brechen kleinere Eisstücke ab und sorgen für eine gewisse Aufregung unter den Zuschauern. Ich konnte schon vorher ahnnen, daß ich enttäuscht sein würde, da ich was Gletscher angeht, in Grönland schon ganz andrere Erfahrungen gemacht habe, aber ich wollte mich da jetzt nicht ausklinken, da ich am nächsten Tag wieder alleine weiterradeln werde und Flora und Brian wegen des Windes und einer geplanten siebentägigen Wanderung im "Torres Del Paine" Nationalpark, ihre Reise erst mal mit dem Bus fortsetzen werden.

Flora & Brian auf dem Weg zum Ende der "Carretera Austral"
Flora & Brian auf dem Weg zum Ende der "Carretera Austral"
Der Hafen von "Villa O'Higgins"
Der Hafen von "Villa O'Higgins"
"Geschafft!"
"Geschafft!"
Das Boot mit dem Motorschaden (davor das Boot der Carabinieri)
Das Boot mit dem Motorschaden (davor das Boot der Carabinieri)
anderes Boot a.D.
anderes Boot a.D.
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Abfahrt am Morgen
Abfahrt am Morgen
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An der Carabinieristation "Paso Rio Mayer"
An der Carabinieristation "Paso Rio Mayer"
erste Furt
erste Furt
Brian
Brian
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Die Brücke
Die Brücke
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Am "Rio Mayer"
Am "Rio Mayer"
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An der argentinischen Grenze
An der argentinischen Grenze
"Argentina"
"Argentina"
Die erste "Estancia"
Die erste "Estancia"
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Flora beim Fotografieren
Flora beim Fotografieren
Die "Gauchos"
Die "Gauchos"
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Der unsichtbare Rückenwind auf Schotterpiste
Der unsichtbare Rückenwind auf Schotterpiste
Andere Estancia (60km weiter)
Andere Estancia (60km weiter)
Wild Horses
Wild Horses
Die letzten Meter Schotterpiste
Die letzten Meter Schotterpiste
Auf der "Ruta Quarenta"
Auf der "Ruta Quarenta"
Im Lieferwagen
Im Lieferwagen
"Gobernador Gregores"
"Gobernador Gregores"
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Trampen "auf dem Mond"
Trampen "auf dem Mond"
IVECO "Gepackt" (Bild von Tony Lee)
IVECO "Gepackt" (Bild von Tony Lee)
Pause mit dem IVECO (v.r.n.l. Betty, Tony, Flora, Brian, Ich)
Pause mit dem IVECO (v.r.n.l. Betty, Tony, Flora, Brian, Ich)
Guanacos
Guanacos
Kaffeepause - (der Ballast muss raus)
Kaffeepause - (der Ballast muss raus)
Der "Monte Fitzroy" von weitem
Der "Monte Fitzroy" von weitem
Brian beim Fotografieren
Brian beim Fotografieren
Tony beim Fotografieren
Tony beim Fotografieren
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"El Calafate"
"El Calafate"
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Lamm a la Pampa
Lamm a la Pampa
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Flora & Brian und die Hundemeute
Flora & Brian und die Hundemeute
Der "Perito Moreno" Gletscher vom Bus aus gesehen
Der "Perito Moreno" Gletscher vom Bus aus gesehen
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Südseite
Südseite
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