3.5. Puerto Montt

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Auf dem Weg nach Puerto Montt komme ich nicht umhin, den größten der Seen, den "Lago Llanquihue" halb zu umrunden. Ich entscheide mich für die Ostseite, da diese Straße direkt unterhalb des "Volcan Osorno" entlangführt. Ich habe Glück und zelte in der absoluten Vorsaison dieses Tourismusgebietes direkt am Ufer des Sees. Ich baue erst später auf, aber es kommt sowieso fast niemand vorbei. Und die, die mich sehen, schauen mal kurz hin und dann diskret in die andere Richtung.  Es wird ein sehr fotogener Abend am See (s.u.).

 

In vielen Reiseführern wird Puerto Montt gerne als reines Logistikzentrum für Reisende abgestempelt. Sozusagen ein Umsteigebahnhof, wenn man aus dem doch wesentlich hübscheren Puerto Varas kommt und Richtung Süden unterwegs ist oder umgekehrt. Ich glaube der "Lonely Planet" Autor hatte enweder keine Lust, keine Zeit oder einfach schlechte Laune, als er sich entschied, diesen Ort so abzuwerten.
Für mich ist die Stadt der Abschluß des ersten Chile-Abschnitts und gleichzeitig der Start der "Carretera Austral" (Südliche Landstraße), die hier ihren Ursprung hat. Ich miete mich für zwei Tage in ein Hotel ein und da die Wettervorhersage für Tag drei doch sehr feuchtkalt daherkommt, hänge ich gleich noch einen dran.
Meine Bemühungen in einem Fahrradladen Speichen der Länge 23,5cm für mein Hinterrad zu bekommen fruchten leider nicht und das Gerücht, daß ein Laden einen Gewindeschneider hat, stellt sich als "urban legend" der örtlichen Cycling-Szene heraus. Unterm Strich bedarf es dafür einiger Stunden an örtlicher Recherche, spanischer Vokabelkunde und schließlich dem Wissen, nun alles versucht zu haben.
Die Vorgeschichte dazu ist, dass ich in der Woche vor Puerto Montt fünf meiner Hinterradspeichen ersetzen musste. Merkwürdigerweise brachen diese nie auf Schotterpisten, sondern immer gegen Abend (Abkühlung?!) auf Asphalt. Ich habe für vorne und hinten jeweils 10 Ersatzspeichen dabei, aber bei dem Verschleiß der letzten Tage werde ich dann doch etwas nervös.
Um dem Ganzen etwas Einhalt zu gebieten, stimme ich mein Hinterrad wie ein Saiteninstrument. Alle zu hoch klingenden Speichen werden entspannt, alle zu tief klingenden gestrafft. Das Ergebnis der Seitenabweichung ist dank der Scheibenbremse zunächst kein Problem und ich bin erstaunt, wie gerade das Rad nach dem musikalischen "Tuning" noch läuft.
Jedenfalls gibt mir der Erfolg recht, und die nächsten Wochen verlaufen reibungslos, zumindest was die Speichen meines Hinterrades betrifft. Später in Coyhaike zeigt mir dann ein Fahrradmechaniker, wie man lange Speichen einfach mit einer Kombizange kürzt, indem man nicht das Gewinde erneuert, sondern das Knopfförmige Ende durch eine Art Knick emuliert. Noch habe ich ich es nicht ausprobiert, aber die kreative Art des Herangehens gefällt mir.


Ansonsten ist Puerto Montt eine durch und durch lebendige Stadt. Auch hier werden an vielen Stellen deutsche Wurzeln in Form von Namen und Architektur sichtbar. Das deutsche Wort "Kuchen" wird hier genauso selbstverständlich benutzt wie im englischsprachigen Raum das Wort "Kindergarten". Eine sehr exquisite Biermarke trägt den Namen "Kunstmann" und nahe der Stadt "Puerto Varás" gibt es einen Ort namens "Nueva Braunau". Da werde ich natürlich stutzig. Es kann ja wohl nicht sein, dass man hier, in einem der größten Naziverstecke der Nachkriegszeit, einen Ort nach Hitlers Geburtsort benennt. Und natürlich ist es nicht so. Der Name geht auf die heute tchechische Stadt "Broumov" zurück. Trotzdem fühlt es sich irgendwie seltsam an. Insgesamt macht die Gegend einen konservativen bis spießigen Eindruck. Die Landschaft gleicht bis auf die weiter entfernten schneebedeckten Berge und Vulkane, stark dem Schwarzwald.

In Puerto Montt wird diese Athmosphäre dann stark durch die chilenische Lebensart und die damit verbundene Betriebsamkeit verdünnt. Der holzgetäfelte "Club Aleman" gegenüber der Stadtverwaltung und das Cafe "Dresden" sind mehr bunte Mosaiksteine inmitten einer typisch chilenischen Stadt, die übrigens ein Fußballteam beheimatet, dass in der "primera Division" (erste Liga) spielt.

An der Uferpromenade darf ich dann auch prompt ein paar nicht mehr ganz nüchterne Fans der Gastmannschaft "Colo Colo" aus Santiago portraitieren, nachdem sie meine Kamera entdeckt hatten.

"Lago Llanquihue"
"Lago Llanquihue"
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Zeltplatz
Zeltplatz
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Abendstimmung
Abendstimmung
Nachtstimmung
Nachtstimmung
Nachtstimmung #2
Nachtstimmung #2
Nachstimmung #3
Nachstimmung #3
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"Nalca"-Pflanze Detail
"Nalca"-Pflanze Detail
Immobilien
Immobilien
"Viel zu tiun"
"Viel zu tiun"
Am Straßenrand
Am Straßenrand
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Kostprobe aus der Reihe "Kühe und Vulkane"
Kostprobe aus der Reihe "Kühe und Vulkane"
"Puerto Montt" Vorort(e)
"Puerto Montt" Vorort(e)
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Weihnachtsbaum (noch ungeschmückt)
Weihnachtsbaum (noch ungeschmückt)
An der Promenade
An der Promenade
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"Club Aleman"
"Club Aleman"
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Kommunions-Gottesdienst
Kommunions-Gottesdienst
In der "Mall"
In der "Mall"
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Denkmal für die ersten deutschen Siedler
Denkmal für die ersten deutschen Siedler
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Die "ColoColo" Fans (vor dem Spiel)
Die "ColoColo" Fans (vor dem Spiel)
"Puerto Montt" von Südosten
"Puerto Montt" von Südosten

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Kommentare: 1
  • #1

    Paul A Steger (Samstag, 05 April 2014 07:01)

    My son and I were in this area a couple of years ago during April. Now I see it in sunshine. Looks wonderful and hope all is well. Paul