2.6. Die Sierra Nevada (Yosemite)

...

Allmählich schraube ich mich aus der breiten Senke in höhere Gefilde. Es gilt die
Sierra Nevada zu überqueren. Und das über den Tiogapass, der mit 3050 Höhenmetern
meinen persönlichen Rekord aus Svanetien im großen Kaukasus mit 2998 Metern toppen
wird.
Zunächst steigen die Hänge allmählich an und nach einem Tag reiner Aufwärtsfahrerei
komme ich nach Coulterville mit seinen 150 Einwohnern. Hier gibt es ein historisches
riesiges Hotel mit Namen: "The Jeffrey's", ein völlig überteuertes Bed&Breakfast-
Etablissement, einen RV-Park (Wohnmobilplatz), ein Motel auf dem Berg (2km
außerhalb) und ein historisches Museum, welches sich hauptsächlich um die Goldmine
und die dazugehörige Eisenbahn konzentriert. Daneben noch einen Supermarkt mit Cafe,
der sein Präfix "Super" absolut nicht verdient und einen Woll- und Andenkenladen.
Meine erfolgreiche Odyssé verläuft wie folgt: Zuerst frage ich im Jeffrey's was die
Zimmer kosten, da es mich schon irgendwie reizt so ein historisches Wild-West-
Goldgräber-Hotel mal von Innen zu sehen. Ich erhalte die Auskunft von einem
Angestellten, dass die Zimmer zwischen 75 und 150 Dollar liegen würden. Es gäbe aber
auch eines für 53 mit einfachen Metallbetten, er wisse aber nicht ob das frei wäre.
Aber das "Motel across the road" (das Motel auf der anderen Straßenseite), gemeint
ist: 2km den Berg hoch, die hätten Zimmer für 40 Dollar.
Also fahre ich den Berg hoch und sehe zu meiner Rechten den RV-Park. Ich biege kurz
entschlossen ab und treffe den Besitzer. Nein, er könne keine Zelte nehmen, da er
keine sanitären Einrichtungen habe, aber das Motel oben am Berg, wäre sicher eine
gute Adresse. Wenn ich nicht auf Verdacht da hochfahren wolle, könne ich ja bei
seiner Frau, die den Supermarkt samt Cafe führt, vorbeifahren, damit sie mal oben
anruft, ob was frei ist.
Gesagt, getan. Ich bestelle der Frau schöne Grüße von ihrem Mann und frage sie, ob
sie mal kurz checken kann, ob im Motel noch was zu haben ist. Nebenbei kaufe ich
noch ein paar Notwendigkeiten. Ja, im Motel ist was frei. Kein Problem. Also
verstaue ich die Einkäufe und mache mich zum zweiten Mal an den Berg. Oben
angekommen biegt ein Feldweg ab, der noch mal etwa 20 Höhenmeter steil ansteigt. Das
Motel liegt tatsächlich auf der Kuppe des Hügels. Ein seelenloser Flachdachbau
beherbergt die Zimmer und das zweistöckige Rezeptions- und Hauptgebäude hat auch
schon mal bessere Tage gesehen. Der Mann am Empfangstresen ist ein eingefallener
Mitt-Sechziger. Die ungepflegten Haare nach hinten pomadiert begrüßt er mich mit
zitternden Händen. Ich frage ihn direkt, denn schon während der Bergkletterei ärgere
ich mich, nicht nach dem Preis gefragt zu haben, was ein Zimmer kostet und als
Antwort bekomme ich: 68 Dollar plus Tax (Tax ist sowas wie unsere Mehrwertsteuer und
beträgt in Kalifornien etwa 10%). Ich stöhne kurz und meine nur: "Sorry, then I'll
go back down to the hotel. They have a room for 53." (Entschuldigung, aber dann
fahre ich lieber wieder runter zum Hotel. Die haben ein Zimmer für 53 Dollar.) Seine
Antwort ist schlicht und ergreifend: "Oh, really?!?" (Oh, wirklich?!?), wobei das
Erstaunen die Oberhand hat.
Es kommt zu keinen weiteren Verhandlungen. Vielleicht auch, weil ich den Ort doch
schnell verlasse und beschließe: Heute nacht verbringst du im "Wilden Westen" -
koste es was es wolle.Also zurück zum Jeffrey's, der ersten Anlaufstelle und jetzt
ist auf einmal alles ganz anders.
Statt des Angestellten rede ich mit Forest, dem Wirt und Hotelier. Er ist ein
Mittvierziger mit grauen Schläfen und meint, da wäre wohl ein Zimmer für 53 Dollar.
Das ist bestimmt Zimmer 12 im dritten Stock. (Bei uns, wie schon gesagt, der
zweite). Und ich merke wie er mich mustert und fragt "woher-wohin". Auch er ist
beeindruckt von meiner Route und verkürzt das Prozedere. Zur gleichen Zeit kommen
vier Schweizer Motorradfahrer/innen in den angrenzenden Saloon und fragen ebenfalls
nach Räumlichkeiten. Forest bucht kurzerhand mein Zimmer über die Bar, was bedeutet,
dass keine "Tax" anfällt. Ich beziehe meine Bleibe im zweiten Stock, sehe auch das
Zimmer mit den Metallbetten, zwei Türen weiter (scheinbar wurde ich "upgegradet")
und gehe wieder runter um mir was zu Essen zu bestellen. Unterwegs sehe ich viele
offene Zimmertüren und staune nicht schlecht, ob der historischen und
geschmackvollen Einrichtung. Alles ist etwas gebraucht und angestaubt, aber das
macht es für mich gerade interessant.
An der Bar erfahre ich, dass heute "Pizzatag" wäre. Auf meine Frage, ob ich mir den
den Belag aussuchen dürfe kommt ein "Pizza or no Pizza" (Pizza, oder keine Pizza).
Da kommt Forest um die Ecke und trägt ein Tablett mit einer Minestrone und
Oreganobrot vor sich her. Ich bemerke kurz: "Oh, that looks good" (Oh, das sieht gut
aus.) und schon wird er aufmerksam. Während meine motorisierten Schweizer Kollegen
mit der obligatorischen Pizza Vorlieb nehmen, bekomme ich eine Minestrone mit
reichhaltiger Füllung. Das Brot ist frisch aus dem eigenen Ofen und zu Zöpfen
geflochten. Der Parmesan auf der Suppe ist frisch gerieben. Ich merke, ich werde
bevorzugt behandelt. Das tut doch echt mal gut, wenn man den ganzen Tag von
respektlosen Autofahrern überholt und genötigt wird;-)
Als ich dann eine halbe Stunde später bei den vier Schweizern: Rudi, Stefan, Andreas
und Katharina sitze kommt dann noch ein Vanilleeis mit heißen Himbeeren und Baiser
auf Kosten des Hauses. Der Kommentar von Forest aus der Ferne: "He's an Athlet, he
needs calories!" (Er ist ein Athlet, er braucht Kalorien). Dabei ein leicht
schnippisches Lächeln, aber immer souverän und gleichzeitig sympathisch.
Mit drei der vier Schweizer, Katharina ist erkältet und schon im Bett, spiele ich im
Nebenzimmer Billiard. Nach mehreren Jahren Pause bin ich noch ganz gut dabei, merke
ich. Jedenfalls gewinne ich mit Rudi gegen Andreas und Stefan. Ein wirklich
gelungener Abend, nach all dem Herumgeirre. Nebenbei erfahre ich auch noch so
einiges Interessantes über meine zukünftige Route, da die Vier genau da her kommen,
wo ich jetzt hin will.
Nachts werde ich im Flur von einer Fledermaus attakiert, als ich aufs Klo gehe. Auf
beiden Wegen muss ich mich im langen Flur ducken um einer frontalen Kollision zu
entkommen. Schön, dass die alten Türen gut schließen!
Übrigens, für die etwa 200 Einwohner von Coulterville ist der angrenzende Saloon
üppig gefüllt. Spät am Abend werde ich am Thresen noch mit Mixturen vertraut
gemacht, die "Cum in a glass" oder "Abortion" getauft werden. Tja ja, die
Einundzwanzigjährigen!!! Das ist ja das Einstiegsalter für Alkohol in Kalifornien.

Ich fahre weiter den Berg hoch und komme nahe an die Grenze zum "Yosemite-
Nationalpark". Durch den "Government-Shutdown" sind alle Nationalparks zur Zeit
geschlossen oder stark beeinträchtigt. Ich habe Glück, auch wenn mir mancher
Stateforest-Ranger vorher Mist erzählt.  Ich finde noch einen völlig überteuerten
Campsite vor dem Parkeingang und hoffe dann in einem Tag durchzukommen, da ja im
Park alles dicht ist. Doch am nächsten Morgen brauche ich schon eine geschlagene
Stunde, um zum Eingang des Parks zu kommen. Nach weiteren zehn Kilometern komme ich
zu der Abzweigung, die zum Tiogapass führt. Von dort sind es noch etwa 45 Meilen zum
Pass. Ich merke schon, dass ich das nicht schaffen werde, bei noch bevorstehenden
1800 Höhenmetern und ohne genaue Karte. Aber was soll's?!? Zur Not zelte ich halt
irgendwo. Und genauso kam es.
Durch den "Government Shutdown", waren alle Parkplätze und sonstige Ausweichbuchten
abgesperrt. Die Fahrzeuge wurden an den Parkeingängen instruiert, dass sie zwar
durchfahren, aber nicht anhalten könnten. Dafür mussten sie übrigens auch keinen
Eintritt zahlen.
Am Olmstead-Point, von dem aus man den "Half Dome" gut von der Seite sehen kann,
bemerke ich, dass die Dämmerung einsetzt. In der nächsten Stunde muß ich also mein
Zelt irgendwo aufgeschlagen haben. Die Tage werden jetzt doch allmählich kürzer. Vor
allem der Sonnenuntergang wirkt irgendwie gerafft.
Und dann kommt der "Tenaya Lake" mitten zwischen zwei großen Felsmassiven. Ich
verkrieche mich mit meinem Rad weit in den Wald hinein und baue auf. Nachts ist es
so still, dass ich glaube, jeden Bären fünf Minuten vor seinem Erscheinen hören zu
können. Und tatsächlich, die Nacht wird zwar kalt, aber es kommt auch kein Besuch
vorbei.


Am nächsten Vormittag fahre ich die restliche Strecke bis zum Pass, der durch ein
breites Trogtal sehr unspektakulär daherkommt. Die Abfahrt nach "Lee Vining" ist
genau das Gegenteil meiner Anfahrt. Steil und direkt geht es mehr als tausend
Höhenmeter bergab, wobei ein Teil der Straße quer durch ein Geröllfeld führt. Unten
im Tal sehe ich vom Herbst gefärbte Laubbäume in Rot-, Orange-, Gelb- und diversen
Grüntönen.
In "Lee Vining" miete ich mich im Campsite ein. Der Preis ist ok und die Anlage gut
gepflegt. Wären da nicht wieder mal die Wohnmobile, deren Standheizungen immer
wieder mitten in der Nacht anspringen um drinnen die 72°F (21°C) aufrechtzuerhalten.
Außerdem lässt einer der "Wohnzimmerpiloten" seine Kiste ab sieben Uhr morgens schon
mal eine ganze Stunde warmlaufen, bevor er dann um acht Uhr vom Platz fährt. Ich
könnte kotzen, ob der Ignoranz.
Abends werde ich von meinen Nebenzelterinnen auf ein Glas Wein eingeladen. Es sind
Daniela und Hanka aus Tchechien/Slovakien/USA. Die Herkunft ist die Tchecheslovakei,
beide sind aber vor dem Fall des eisernen Vorhangs nach Westen ausgewandert. Während
Daniela noch bis vor kurzem in Deutschland wohnte, ist Hanka schon seit einigen
Jahrzehnten in der "Bay-Area".
Am nächsten Tag, ich habe beschlossen einen Ruhetag einzulegen, laden die beiden
mich ein, mit ihnen zu einem nahegelegenen Canyon zu fahren. Eine willkommene
Abwechslung in angenehmer Begleitung. Der
Lundy Canyon ist ein Musterexemplar der Laubfärbungen. Zusammen mit den Bieberbauten
ist das Areal eine unglaublich interessante Umgebung. Aber auch die Gespräche mit
den beiden sind eine wohltuende Abwechslung zum sonstigen Einzelkämpfertum auf dem
Rad der letzten Tage.
Wir machen dann noch einen kurzen Stopp am Monolake wo durch das Absenken des
Wasserspiegels zwecks Bewässerung der "Erdbeerfelder" in ganz anderen Teilen
Kaliforniens seit den sechziger Jahren jetzt meterhohe korallenartige
Kalksteingebilde wie Stalagmiten aus dem See ragen. Der See ist stark alkalisch und
hat eine spezielle Fauna von Lebewesen, die mit diesem Umstand zurechtkommen.

 

Am nächsten Tag wartet auf mich die erste Wüstenetappe und ich habe doch einigen
Respekt vor den etwa 80km bis nach "Benton". Während eines wirklich schönen Tages
mit wenig Wind, angenehmen Steigungen und eindrucksvollen Wüstenimpressionen lerne
ich die ersten Lektionen im "stundenlang geradeausfahren". Schon auf der Landkarte
hat mich die "direkte Art" der Straßenführung gewundert, aber es ist wirklich
genauso wie es dort aussieht. Ich fahre etwa 90 Minuten geradeaus, dann macht die
Straße eine leichte Kurve und führt für sechzig Minuten einige Winkelgrade mehr
südwärts. Nach insgesamt drei Kurven und einer kurzen, nach all dem Geradeausgefahre
geradezu serpentinenartig anmutenden Abfahrt, komme ich nach "Benton Hot Springs".

 

Wie der Name schon sagt, gibt es hier heiße Quellen. Was der Name allerdings nicht
sagt, ist, dass das "Inn at Benton" neben den geschmackvollen und sauberen Zimmern,
einen außergewöhnlichen Campsite hinterm Haus hat, wo jede Parzelle ihren eigenen
Hotpot hat. Ich lerne dort schnell die halbe Belegschaft kennen, da eine offene und
freundliche Atmosphäre herrscht. Es gibt einige Sichtblenden um die Privatssphäre
der Hotpots etwas zu schützen, ansonsten ist es ein weites, offenes Gelände in dem
es an allen Ecken und und Enden qualmt und raucht, wenn die Außentemperatur das
heiße Wasser sichtbar werden lässt.
Zu Beginn, ich fahre gerade nach dem Check-In (50% Discount für Tourenradler, da die
Besitzer selbst ambitionierte und kenntnisreiche Fernradfahrer sind!!!) auf den
Platz, werde ich schon vom ersten Pool aus herangewinkt.
(Ich hätte jetzt "herangewunken" geschrieben, aber ich habe neulich im Spiegel-
Online wieder mal was vom Zwiebelfisch gelesen;-/ )
Im heißen Wasser siedet "Johnny", ein parundfünfzigjähriger Motorradfahrer, der mit
nassen Haaren und nach stundenlangem Einweichen aussieht wie vierzig. Er winkt, weil
er weiß, dass der Platz voll ist und will mir anbieten, mit auf seinem Platz zu
zelten. Er weiß nicht, dass ich absolutes Glück hatte, und ein Pool freigeworden
ist, da die Reservierung abgesprungen ist. Ich bin mir zunächst meines Glückes gar
nicht bewußt, aber als ich von Aodh und Christy später erfahre, dass sie am liebsten
im Pool Nr1 sind - das ist mein Pool - verstehe ich allmählich, dass ich hier an
einem ganz besonderen Ort bin. Eigentlich geht hier fast nichts ohne Reservierung,
da der Platz wohl eine gewisse Fangemeinde, vor allem aus der Gegend um Los Angeles,
angezogen hat. Neulinge wie ich, die noch dazu rein zufällig hier vorbeikommen, sind
dann wohl die absoluten Glückspilze. Das wird mir am nächsten Tag umso klarer!

 

Aber zurück zu Aodh und Christy. Die beiden sind Musiker und touren seit Jahren mit
einem Duo-Programm durch die USA und Canada. In ihrem Van haben sie ein Bett, unter
dem die benötigten zahlreichen Instrumente von der Flöte bis zur Sitar verstaut
sind. Zur Zeit sind sie viel an Schulen und stellen dort ihre "lebendige" Musik vor.
Sie geben aber auch abentliche Konzerte, und das nicht nur auf dem Land, sondern
auch in Metropolen wie San Francisco, Los Angeles und New York. Der Rahmen ist
"Keltische Musik und Weltmusik".
www.fourshillingsshort.com
Es ist schade, dass wir nicht zusammen musizieren können, aber die Campsiteregeln
schreiben unmißverständlich "keine Musik" vor. Das bezieht sich zwar sicherlich mehr
auf laut aufgedrehte Konserven, aber irgendwie fühlen wir uns doch unwohl. Auch wenn
das sympathische Paar Christine und Robert aus San Diego vom Nebenplatz und sicher
auch die koreanische Familie, die einen Pool weiter immer während und nach dem Baden
mit geschulten Stimmen irgendwelche Hymnen intoniert, nichts dagegen haben würden.
Johnny, der Biker ist übrigens auch ein Langzeitreisender. Vor genau einem Jahr ist
er mit seiner BMW im Death Valley, etwa zwei (Motorrad-)Stunden südlich von hier,
gestartet und genießt nun die letzten Tage seiner großen USA-Runde.

Am nächsten Tag ist es grau. Der 4007
meterhohe Hausberg von Benton und gleichzeitig die höchste Erhebung von Nevada, der Boundary Peak, ist bis weit unten verschneit und der Gipfel nicht zu
sehen. Trotzdem versuche ich mein Glück und fahre nach einem Frühstück in der
"Benton Station" - einzige Tankstelle und gleichzeitig einziger Laden - bei
Gegenwind von etwa 20km/h und Temperaturen um die 10°C den Pass hoch, richtung
Nevada.
Ich komme bis zur Grenze, dann wird der Regen heftiger. Man fühlt und riecht noch
den Schnee und das Gefrorene aus den Regentropfen.
Ich kehre um und fahre, diesmal mit Rückenwind, die zwanzig Kilometer in einer
halben Stunde zurück. Erneut mache ich eine Pause in der "Benton Station" und
überlege kurz, ob ich nicht nach Süden in Richtung "Bishop" ausweichen sollte. Der
Wind steht ja gerade extrem gut!!!.
Ich entscheide mich dann aber doch für einen weitern Tag in Benton, nicht zuletzt
wegen der Aussicht auf einen dampfenden Hotpot an einem kalten Oktobertag.
Also wieder über den Hügel zu den "Hot Springs" und diesmal ist es gar nicht so
einfach. Der Platz ist ausgebucht. Sowohl Johnny, der mir noch geraten hatte einen
Tag das schlechte Wetter abzuwarten, wie auch Christine und Robert mussten ihre
Zelte abbrechen und haben Zimmer im Motel-Inn bezogen. Ich habe aber mal wieder
Glück und ich kann auf der anderen Straßenseite hinter einem zur Zeit ungenutzten
Ferienhaus zelten. Natürlich ist auch dort wieder ein Hotpot. Diesmal nicht in
Holzfassmanier, sondern gemauert und innen mit Marmor verkleidet.
Die einzige Bedingung ist, dass ich noch einen Durchreisenden in "meinem" Pool
akzeptiere, der für etwa eine Stunde bleiben wird. Kein Problem, denke ich. Und im
Nachhinein sollte es eine sehr aufschlußreiche Begegnung werden.
Der Durchreisende ist derjenige, der im Nebenzimmer zur Rezeption das Klavier
malträtiert und dazu auf irgendwie unbeholfene aber trotzdem selbstsichere Weise
seine ungeschulte Stimme ertönen läßt.
"Gregory" ist Anwalt. Er hat jahrzehnte bei den Navy-Seals verbracht und ist nun
Privatier. Seinem Körper sieht man das jahrelange Training immer noch an. Seine
Hündin "Princess", irgendein Kampf-Terrier, gehorcht ihm auf's Wort und verbringt
klaglos die meiste Zeit im Inneren des Porsche Cayenne. (Auch mal schön, wenn Hunde
klare Strukturen haben und nicht "Der-macht-nix" Herrchen und Frauchen.)
Während Gregory im warmen Wasser badet baue ich mein Zelt auf. Wir kommen in's
Gespräch. Er warnt mich vor dem ländlichen Brasilien und den dort agierenden
kriminellen Banden und ist dann aber echt neidisch, als ich ihm von meinen
Iranplänen erzähle. Das ist wohl eines der wenigen Länder, wo es einen echten
Nachteil darstellt, einen amerikanischen Pass zu haben. Nach etwa einer Stunde
interessanten Gesprächs steigt er aus seinem Bad und meint noch, dass er jetzt nach
Bishop in den "Gun-Club" (sowas wie unsere Schützenvereine) fahren wird.
Nach einigem Zögern holt er dann ein mehr als hundert Jahre altes Winchestergerwehr
aus seinem Wagen, dass er gerade von privat fürm einen Spottpreis angekauft hat. Er
gibt es mir in die Hand - es ist nicht geladen - und ich fühle das Gewicht und
rieche das Metall und das uralte Holz des Stutzens. Mit sowas schoss man also auf
der "Bonanza" denke ich, und als hätte er meine Gedanken gelesen, meint er: "Das ist
das typische Westerngewehr. Es tut weh es zu bedienen. Blaue Flecken am Oberarm sind
da das geringste Übel."
In seiner Eitelkeit kann er es dann doch nicht lassen, mir auch noch sein
Kalshnikow-MG und zuletzt noch das aktuelle Kampfgerät der US-Army, ein
Schnellfeuergewehr mit Nachtsichteinheit und Carmouflage-Lackierung zu zeigen. Das
Gerät ist ausgesprochen leicht und die Erklärung, dass man damit bis zu 8 Schuß pro
Sekunde abgeben kann wirkt demgegenüber irgendwie absurd. Das ist also das
Handwerkszeug der "alten" Kriege, bevor die Drohnen diesen "Geschäftsbereich"
übernahmen.
Danach verschwindet er sehr schnell, nicht ohne an meine Verschwiegenheit, was die
Waffen angeht, zu appellieren. In Kalifornien, und hier befinden wir uns noch, sind
die Waffengesetze enorm scharf. Er dürfte die Dinger gar nicht zusammengebaut mit
Munition im Auto transportieren.
Nun, nach all den Wochen, breche ich mein Schweigen, natürlich nicht, ohne darauf
hinzuweisen, dass Gregory natürlich nicht sein richtiger Name ist, wenn er mir den
überhaupt genannt hat. In diesen Kreisen gehört das Pseudonym bestimmt mit zur
Grundausbildung.
Aber dass sein Hund "Princess" heißt, das weiß ich. Das Tier hat schließlich auf diesen Namen gehört. Oder haben die jetzt schon Charaktertiere, die auch mit Decknamen operieren?

Auf dem Weg nach "Coulterville"
Auf dem Weg nach "Coulterville"
"Coulterville"
"Coulterville"
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"Coulterville" - "The Jeffery"
"Coulterville" - "The Jeffery"
On the road
On the road
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Nach dem Waldbrand
Nach dem Waldbrand
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Auf dem Weg zum Tioga-Pass
Auf dem Weg zum Tioga-Pass
"Olmstead Point"
"Olmstead Point"
"Half Dome"
"Half Dome"
"Tenaya Lake"
"Tenaya Lake"
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"Burnt Meadows" vor dem Pass
"Burnt Meadows" vor dem Pass
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kurz vor der Passhöhe
kurz vor der Passhöhe
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Am Pass
Am Pass
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Die Abfahrt - zwei Autos (Suchbild)
Die Abfahrt - zwei Autos (Suchbild)
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Herbst
Herbst
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Angler
Angler
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Biberdamm
Biberdamm
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Waterfall
Waterfall
Am "Mono Lake"
Am "Mono Lake"
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"Autumn-Lava"
"Autumn-Lava"
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"Mono Lake"
"Mono Lake"
"Lee Vining"
"Lee Vining"
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Wüste
Wüste
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Kurve
Kurve
Salzsee
Salzsee
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"Benton Hot Springs"
"Benton Hot Springs"

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