1.4. Cape Breton Island

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Nach dem tagelangen Geschlängel an der Küste bis Guysborough, überquere ich die Strait of Canso. Ein langer Damm und eine Drehbrücke verbinden hier Nova Scotia mit Cape Breton Island. Doch gerade auf der bretonischen Insel werden die Namen so richtig schottisch. Über Glen Coe Station, Inverness und Dunvegan kommt man irgendwann nach Sydney. Auch eine auffällige Häufung des Namens Lomond bei Flüssen, Seen, Bergen und Tälern ist nicht zu übersehen.

 

Natürlich passiert genau das, was man im Urlaub eigentlich nicht brauchen kann: Es gibt Arbeit. 

Ein Shopbesitzer, bei dem ich frühstücke, erzählt mir von seiner 73'er Gretsch Archtop-Gitarre. Er ist totaler Gitarrenliebhaber,hat aber kaum Gelegenheit Unterricht zu nehmen. Manchmal fährt er für eine Unterrichtsstunde 150km nach Halifax. Also gibt es spontan im Hinterzimmer des Ladens eine etwa 30 minütige "Guitarlesson". Ich habe den Eindruck das er ganz zufrieden ist mit meinen Tipps und Anregungen. Jedenfalls verlasse ich den Laden vollgepackt mit den Lebensmitteln für die nächsten Tage. Die Satteltaschen quillen über.

 

Die Botanik ist hier übrigens sehr ähnlich wie bei uns in Nordeuropa. Die beiden Kontinentalplatten hingen ja auch mal aneinander. Auch die Tierwelt hat außer der erhöhten Wahrscheinlichkeit für Bären und Rentiere wenig neues zu bieten. Was hier überfahren auf der Straße rumliegt sind weniger Igel als vielmehr Porcupines (Stachelschweine), und die entwickeln bei entsprechendem Reifegrad eine doch sehr markante olfaktorische Note, dass ich erst dachte es wären plattgefahrene Stinktiere. 

Außerdem ist da noch der Vogel, der wie eine quietschende Scheibenbremse klingt. Der irritiert mich doch immer wieder. Ob das der mit dem rotbraunen Bauch ist? Den habe ich bei uns nämlich noch nicht gesehen. Vielleicht ein Braunkehlchen. Und dann gibt es noch grüne Eichhörnchen - sie heißen eigentlich Grauhörnchen, gehen aber bei regnerischem Wetter gerne in's Grünliche.

 

Bei einer Regenpause an einem Picknickplatz fange ich mir Innerhalb einer Minute drei Wespenstiche in Knöchelhöhe ein. Dann entdecke ich das Wespennest an der Unterseite der Sitzfläche der Picknickbank. Da waren meine Füße natürlich die direkten Feinde. Wahrscheinlich haben die Wespen erst mal in die Schuhe gestochen. Vorsichtig verlasse ich das Schlachtfeld und ärgere mich über die stechenden Schmerzen. Ich fahre weiter und die Schwellung hält sich in Grenzen. Die Einstiche pieken noch einige Stunden, doch am nächsten Tag ist fast nichts mehr spürbar (im Gegensatz zu den Mückenstichen, die genau dann erst richtig anfangen zu nerven). 

Ich habe im nächsten Ort leider niemanden gefunden, der sich verantwortlich fühlt. So wird dieses Missverständnis der Natur wohl noch weitere Opfer fordern.

 

Nachdem ich auf Cape Breton Island erstmal knappe Hundert Kilometer auf einem ausgedienten Bahndamm jenseits aller Strassen radeln darf, geht es in den Nationalpark am Nordzipfel der Insel. Dort wartet dann eine wahre Achterbahn der Straßenführung auf den ambitionierten Radler. Es beginnt mit kleinen aber steilen Wellen zwischen 0 und 150 Metern und gipfelt dann in zwei Pässen von 450 Metern bei 12-14% Steigung. Die Abfahrten sind natürlich rasant und da ich schlechtes Wetter habe sind die Ausblicke leider eher trist und ich deshalb schnell durch mit dem Park. Am letzten Abend kurz vor Ende des Parks klart es dann noch mal auf und ich verbringe mal wieder einen wunderschönen Abend am Strand. 

Die restliche Strecke bis North-Sydney versuche ich dem Highway auf Nebenstraßen auszuweichen. Das gelingt hier ausnahmsweise mal hervorragend. In Newfoundland, wohin ich als nächstes in einer 16-stündigen Fährfahrt übersetzen werde, wird das bedeutend schwieriger werden...

Mabou, Cape Breton Island
Mabou, Cape Breton Island
Lake Ainslie, Cape Breton Island
Lake Ainslie, Cape Breton Island
Bäckerei in Cheticamp, Cape Breton Island
Bäckerei in Cheticamp, Cape Breton Island
Achterbahn im Cape Breton Nationalpark (Cabot Trail)
Achterbahn im Cape Breton Nationalpark (Cabot Trail)
Abend am Strand, Cape Breton Island
Abend am Strand, Cape Breton Island
Brücke über den Bras d'Or
Brücke über den Bras d'Or
Strassenszenen in North Sydney
Strassenszenen in North Sydney

English Version _______________________________________________________________________

 

After several days of meandering on the coast to Guysborough, I cross the Strait of Canso. A long causeway with a  turning bridge connecting "Nova Scotia" with "Cape Breton Island". But the names are less breton then scotch. From "Glen Coe Station", "Inverness" and "Dunvegan" one reaches "Sydney". Also a striking accumulation of the name "Lomond" in rivers, lakes, mountains and valleys, is not to be overlooked.
There is work to do: Of course, exactly what you don't really need on holiday happens. The owner of the shop, in which I have breakfast, tells me about his 73'er Gretsch archtop guitar. He is a total guitar-fanatics, but has little opportunity to take classes. Sometimes he goes for a lesson 150km to Halifax. So there is a spontaneous back room  "Guitarlesson". I have the impression that he is quite satisfied with my tips and suggestions. Anyway, I leave the store packed with the food for the next few days. The panniers are more than full.
Botany is here, by the way, very similar to ours in Northern Europe. The two continental plates hung together some million years before. The fauna has except for the increased probabilty of bears and reindeer to offer little new.
The roadkill here are less hedgehogs as rather Porcupines, and they develop at an appropriate level of maturity a very distinctive olfactory note that I first thought it would be overridden skunks. Then there's the bird that sounds like a squeaky disc-brake. That irritated me yet again. Whether if it that with the red-brown belly? And then there are green squirrels - they actually called gray squirrel, but look very greenish in wet weather. While a rain break at a picnic spot, within a minute i have three wasp stings at the ankles. Then I discovered the wasps nest on the downside of the seat of the picnic bench. So my feet were of course the direct enemies. Probably the wasps stung in my shoes first. Carefully I leave the battlefield angry about the stabbing pains.
I continue and the swelling ends after while. The punctures poke a few more hours, but the next day aren't almost noticeable at all (unlike mosquito bites, which are really start to annoy just then). Unfortunately I have found no one in the next town that feels responsible. So this misunderstanding of nature will probable have more victims in future. 
After a hundred kilometers on an abandoned railway track, mostly far off all roads on Cape Breton Iceland, I continue to the National Park at the northern tip of the island. The road is like a roller coaster for the ambitious cyclists. It starts with small but steep waves between 0 and 150 meters and then culminates in two passes of 450 meters at a 12-14% gradient. The downhill parts are of course rapidly, but since I have bad weather, the views are unfortunately rather dull and I therefore quickly cross the park without many rests.
On the second day, shortly before the end of the park, it clears up and I spend a wonderful evening at the beach. The remaining distance to North Sydney, I try to avoid the highway by using side roads, which works quite excellent here. In Newfoundland, where I will sail in a 16 hour ferry ride the next day, this will be much more difficult ...

 

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Lisa Kahmann (Dienstag, 20 August 2013 19:42)

    Liest eigentlich noch jemand außer mir deine Erlebnisse? Ist ja super interessant und auch abenteuerlich. Halt uns auf dem Laufenden! Ich verfolge dich gerne!
    Viele Grüße, Lisa Kahmann

  • #2

    Kathrin Kexel (Donnerstag, 22 August 2013 20:20)

    Hallo Michael,
    ich finde Deine Schilderungen sehr informativ und äußerst unterhaltsam. Das kann ja noch spannend werden! Ich freue mich auf weitere Berichte. Gute Fahrt weiterhin und schöne Grüße aus der spätsommerlichen Mainzer Neustadt von Kathrin

  • #3

    Conny (Sonntag, 25 August 2013 09:26)

    Hey lieber Bruder, das klingt alles sehr interessant. Nun hast Du schon fast einen Monat nichts mehr gepostet :-( wir Armen mit unserem langweiligen Alltagsleben freuen uns auf Erzählungen aus der neuen Welt. Freue mich schon auf Deine Erlebnisse in Salt Lake City. Viel Spaß weiterhin mit Cowboys, Rockern und anderen Erscheinungen!

  • #4

    Jens (Montag, 16 September 2013 23:46)

    Man kann nur hoffen, dass die lange Posting Pause darauf zurückzuführen ist, dass der Weg zu interessant ist, irgend etwas aufzuschreiben. Freue mich auf Weiteres. Keep us posted! Wie machst du das eigentlich, lieber Micha, gehst du in ein Internet Café oder hast du dein Labtop dabei und findest gelegentliches WiFi? Herzlich, Jens